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Unser Reisebericht Jakobsweg für Genießer 27.04. – 06.05.2023

Im Sommer 2022 reifte in mir der Wusch eine begleitete Reise zum Jakobsweg anzubieten. Die Nachfrage war groß und somit durfte ich im Frühling 2023 nach ausgiebiger Vorbereitung mit 14 Teilnehmern nach Spanien fliegen.

Hinweis: Für unseren Termin Ende September haben wir für Kurzentschlossene noch ein Einzelzimmer frei!

Zur Wanderreise: Jakobsweg für Genießer

Aufgezeichnet von unserer Kollegin Liane Werner

Ich wählte die letzten 112 km des klassischen französischen Weges durch Galizien und wir durften alle erleben, dass der „Camino“ sich genauso anfühlt, wie es in den Reiseführern und Berichten immer beschrieben ist…

  • Man trifft die gleichen Menschen täglich immer wieder …
  • Die Menschen kommen aus der ganzen Welt, um den Camino zu gehen …
  • Der Gruß der Pilger, das „BUEN CAMINO“ fehlt einem, wenn man wieder zu Hause ist …
  • Die Menschen umarmen sich und sind voller Dankbarkeit, wenn Sie auf dem
    „Praza do Obradoiro“ vor der imposanten Kathedrale stehen …
  • Das Gefühl, wenn das große Weihrauchfass, der „Botafumeiro“ durch die Kathedrale schwenkt, ist nicht in Worte zu fassen

Aber nun erst einmal von Anfang an…

Nachdem wir mit Zubringerflügen aus Hamburg und Berlin und mit unseren „Scharff Transfers“ aus dem Saarland und der Eifel in Frankfurt am Flughafen angekommen sind, durften wir mit Lufthansa alle zusammen nach Santiago de Compostela fliegen. Ein netter, kleiner Flughafen heißt uns willkommen und von hier aus ging es mit dem Bustransfer bis zu unserem Ausgangspunkt nach Sarría. Hier machten wir uns im 4*Hotel ein wenig frisch, ehe wir zu unserem ersten gemeinsamen Abendessen in einem typisch galizischen Restaurant losgezogen sind.

Auf dem kurzen Weg dorthin sahen wir am idyllischen Fluss entlang die ersten Brückengeländer mit der integrierten Jakobsmuschel, die uns nun die kommenden Tage begleitete. Da es hier bereits schön frühlingshaft warm war, konnten wir draußen sitzen und so genossen wir die Terrasse mit Blick ins Grüne und die spanische Küche. Ein toller Abendhimmel und eine sehr nette Gruppe – wir haben schon viel gelacht – rundeten den ersten Tag ab.

Etappe 1: von A Brea nach Portomarín, ca. 12 km

Nach einem leckeren Frühstück und der Frage, wie packe ich nun am besten mein Gepäck für die nächsten Tage um und was benötige ich unterwegs… trafen wir uns um 9.00 Uhr zum gemeinsamen Start an der Rezeption. Ein Transferbus brachte uns nach A Brea, von wo aus wir dann unsere erste Etappe starteten. Auf dem Weg dorthin genossen wir bereits wie am Vortag die tolle Natur und das „Grüne Spanien“. Am frühen Morgen legte sich hier noch der Nebel über die Natur und die Luft war angenehm frisch und wohltuend.

Da ich zum ersten Mal in Nordspanien war und vorher nur die Vegetation Andalusiens und der spanischen Inseln kannte, war ich immer wieder selbst erstaunt, dass ich in Spanien bin 😊.

In A Brea angekommen machten wir uns bereit für den Start, kauften noch im Café eine Flasche Wasser, ließen uns den ersten Stempel in unseren Pilgerpass geben, machten ein Gruppenfoto und waren voller Vorfreude und teilweise auch etwas ungeduldig nun endlich zu starten. Die heutige Etappe war verhältnismäßig kurz und so sollte man sich hier wirklich das Motto „der Weg ist das Ziel“ vor Augen halten. Die Natur ist unbeschreiblich schön und unberührt hier, viele liebevolle Cafés und ländliches Ambiente schmücken den Weg, so dass man sich alle Zeit der Welt lassen kann.

Zum ersten Mal können die Gedanken wieder in die Ferne schweifen, Raum einnehmen, einfach nur einen Kaffee auf der Terrasse bei den Schafen genießen und einfach nur SEIN.

Schnell hat sich auch herausgestellt, dass der Weg einfach zu finden ist, viele Muscheln und gelbe Pfeile zeigen den Weg und jeder kann in seinem Tempo und seinem „Schritt“ gehen. Unterwegs gibt es immer wieder die Möglichkeit zur Einkehr, man kann einen frischen Smoothie trinken, ein leckeres „Bocadillo“ essen und den Weg genießen. Alte Getreidespeicher bei den Häusern, die Horeos, schmücken den Weg entlang des Jakobsweges durch Galizien. Immer wieder ziehen Pilger an uns vorbei und wünschen uns mit dem Pilgergruß „Buen Camino“ einen guten Weg.

Kurz vor Portomarín gibt es 2 Wegmöglichkeiten, der „Historico“ ist später ein schöner, steiler, schmaler Weg mit Steinen – der „Secundario“ ist trittsicherer und etwas breiter. Unten angekommen, erreicht man die römische Brücke, die über den Fluss Minho führt. Kurz vor der Brücke kann man noch die Glocke im Herzen läuten, um die Ankunft der ersten Etappe einzuläuten. Über eine hohe Treppe geht es in den Ort hinein und vielleicht führt der Weg hier zunächst zu den berühmten Buchstaben von Portomarín oder zur Touristeninformation, um sich den Stempel zu sichern.

Im Hotel angekommen waren alle Koffer bereits vor Ort und jeder konnte sein Zimmer beziehen. Man traf sich noch auf ein Getränk auf der Terrasse oder schlenderte durch Portomarín.
Das Abendessen nahm heute jeder nach seinen Vorlieben, entweder in der Unterkunft oder im Ort ein.

Etappe 2: von Portomarín nach Lestedo, ca. 21 km

 

Da unser Gepäck immer um 9.00 an der Rezeption sein musste, um den Gepäcktransfer nicht zu gefährden, stellte sich schnell heraus, dass dies auch die Uhrzeit für unseren gemeinsamen Start am Tag sein sollte. Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg, der heutige Tag sollte mit knapp 500 Höhenmetern und etwa 21 km etwas anstrengender werden… Es war sehr angenehm, dass jeder in seinem Tempo gehen konnte und man sich über den Tag verteilt doch immer automatisch an verschiedenen Einkehrmöglichkeiten wiedersah.

 

Die heutige Etappe hielt gleich mehrere landschaftliche Highlights für uns bereit. So wurden wir mal nach einem Anstieg von einer unglaublichen Weitsicht belohnt, konnten die Natur in einem Tal am Wasser genießen und durften immer wieder an alten Bauerhöfen und an idyllischen Örtchen vorbei wandern. Ich fühlte mich teilweise in meine Kindheit zurückversetzt, es gibt noch Kuhfladen auf dem Weg, die Kühe wurden gerade aus dem Stall geführt, überall laufen Hühner frei rum und auch die Hunde halten entspannt ihre Siesta im Schatten vor ihren Höfen. Es ist plötzlich so ruhig um mich herum und ich fragte mich, was wir eigentlich manchmal in unserem Alltag so machen…

Als wir am Ende unserer heutigen Etappe, der eine früher, der andere etwas später in unserer ländlichen Unterkunft „Rectoral de Lestedo“ ankamen, waren wir direkt von der familiären Atmosphäre und dem tollen ländlichen Anwesen begeistert. Heute gehörte die ganze Unterkunft unserer Gruppe, einzigartige Zimmer, eine Unterkunft in unberührter Natur begeisterten uns – noch toller war allerdings die Herzlichkeit der Mitarbeiter und das leckere frische, regionale Abendessen, das zum großen Teil aus Zutaten aus eigenem Anbau bestand und heute inklusive war.

(Insider: als dann auch noch der Koffer aus Kasachstan in der Unterkunft ankam, war der der Abend perfekt 😊)

Etappe 3: von Lestedo nach Mélide, ca. 19 km

Das Frühstück in unserer charmanten Unterkunft bereitete uns einen perfekten Start in den Tag. Nach der Verabschiedung der netten Gastgeber machten wir uns jeder in seinem Tempo gegen 9.00 Uhr wieder auf den Weg. Heute spürte ich Muskeln, die ich noch nie wirklich wahrgenommen hatte, nahm wie jeden Tag mein Magnesium ein und ging einfach weiter. Irgendwie ein gutes Gefühl, einfach weiterzugehen…

Die Etappe heute war relativ flach und somit viel weniger anstrengend als am Vortag, dennoch kam ich auch schon einmal an das Gefühl nicht mehr weitergehen zu wollen. Das braucht man aber vielleicht auch mindestens einmal auf dem Weg nach Santiago, oder? Auch heute gab es zahlreiche Einkehrmöglichkeiten entlang des Weges und so hörte man hier und da das Lachen unserer Gruppe. Immer wieder sah man aber auch einzelne Teilnehmer von uns, die es sich allein entlang des Weges in der Natur gemütlich machten und ihr Picknick oder einen Müsliriegel aßen!

In Mélide angekommen, tranken wir zunächst ein kühles Getränk und entschieden uns dann für ein individuelles Abendessen, da die galizischen „Pulperias“ mit ihren Riesenkraken nicht für jeden etwas sind. Manche von uns besuchten auch noch das Musik- und Folklorefest, was heute im historischen Teil der Stadt stattgefunden hat und sangen oder tanzten eine Runde mit.

 

Etappe 4: von Mélide nach Arzúa, ca. 14 km

Wir waren ja nun schon fast alte „Pilgerhasen“ und so zogen wir ganz selbstverständlich unseren Rucksack nach dem Frühstück wieder an und machten uns auf den „Camino“. Die heutige Etappe war angenehm, jeder hatte seinen Rhythmus gefunden und konnte genießen, was für ihn selbst wichtig war. In Arzúa kann man ein wenig bummeln gehen, auf einer Terrasse an der  „Plaza Espana“ einkehren und die Seele baumeln lassen.

Das Abendessen nahmen wir gemeinsam in einer typischen spanischen Bar ein, die wie überall entlang des Jakobsweges, ein günstiges Pilgermenü zur Auswahl verschiedener Gerichte für uns bereithielt. Es ging hier eher trubelig und laut zu, wie so oft in typisch spanischen Bars und so kehrten wir nach dem Abendessen zum Ausruhen und Kraft tanken in unsere Unterkunft zurück.

Etappe 5: von Arzúa nach Rúa, ca. 20 km

Die heutige Etappe war zwar wieder etwas länger, was wir aber sehr genossen, da wir mit wunderschönem Sommerwetter, toller Vegetation, Froschkonzerten und dem Kuckuck begleitet wurden. Auch singende, pilgernde Schulklassen zogen an uns vorbei, während wir noch staunend die Blüten betrachteten.

In Rúa angekommen begrüßte uns eine weitere ländliche Unterkunft, die von den Pilgern auch liebevoll „Oasis del Camino“ („Oase des Jakobsweges“) genannt wird. Hier konnten wir die Ruhe genießen und mansche von uns erfrischten sich sogar im Pool oder machten eine Runde Yoga auf der Wiese unter den Bäumen. Das Abendessen durften wir gemeinsam im Restaurant einnehmen und war sehr hochwertig und lecker.

Etappe 6: von Rúa nach Lavacolla, ca. 13 km

Auf dem Weg nach Lavacolla konnten wir unseren Gedanken noch einmal freien Lauf lassen und die wunderschöne Natur Galiziens genießen. Etwas außerhalb von Lavacolla übernachteten wir in einem ländlichen Anwesen mit ca. 64.000 m² Grundstück. Eine idyllische Unterkunft mit 10 Zimmern und einem wunderschönen Garten. Hier wurde das Abendessen für uns in der „Küche wie bei Oma“ liebevoll und frisch zubereitet und wir konnten noch lange zusammensitzen.

Heute durften wir mit Australiern in der Unterkunft übernachten, zuvor machten wir schon Bekanntschaft mit Amerikanern und ganz vielen Europäern. Mein ganz persönliches Erlebnis war es, mit einem jungen Mann aus Irland, der durch seine Trisomie 21 so einzigartig ist, ein Stück des Weges zu gehen und mit ihm auf Spanisch zu zählen und seine Begeisterung zu spüren.

Etappe 7 von Lavacolla nach Santiago de Compostela, ca. 11 km

Heute brauchten wir zum ersten Mal auf der Reise unsere Regenausrüstung und der Regen begleitete uns immer wieder bis in die Mittagszeit hinein. Ich persönlich empfand auch das als eine gute Erfahrung, ich lernte, dass man auch trotz Regen weitergehen kann, genießen kann und insgesamt viel mehr schafft, als man vorher vielleicht denkt.

Unsere heutige, letzte Etappe führte uns über den Monte do Gozo, wo zwei Pilgerstatuen das „Ankommen“ in Santiago symbolisieren. Von hier aus erblickten wir zum ersten Mal die Türme der Kathedrale und konnten einen ersten Ausblick auf Santiago de Compostela erhaschen. Der Weg führte uns weiter hinunter in die lebendige Pilgerstadt, ein paar Kilometer durch die Vorstadt und dann direkt an der Treppe hinunter zum Eingang der Kathedrale.

Da wir auch heute wieder individuell oder in kleineren Gruppen unterwegs waren verlief der Tag bei jedem ganz unterschiedlich. Während manche direkt den Gottesdienst besuchten oder andere sich als erstes ihre Pilgerurkunde ausstellen ließen, gingen wieder andere zunächst ins Hotel und machten eine Pause, ehe sie loszogen, um Santiago de Compostela zu erkunden.

Am Tag zur freien Verfügung machten ein paar von uns noch einen Ausflug nach Finisterre, ans „Ende der Welt“ und die anderen erkundeten die Pilgerstadt weiter.

Ich ging nochmal zum „Plaza do Obreiro“ vor der Kathedrale und genoss das Ankommen, die Stadt, das Flair, die Ruhe und gleichzeitig das trubelige Treiben. Vom Park „Alameda“ aus machte ich Fotos der Kathedrale und bummelte durch die Stadt, um noch ein paar Souvenirs zu kaufen. Mein persönliches Highlight in Santiago war die Pilgermesse in der imposanten Kathedrale. Am ergreifendsten fand ich hier, als sich Menschen aus der ganzen Welt mit geöffneten Herzen das Friedenszeichen gaben und als am Ende der „Botafumeiro“, das große Weihrauchfass“ begleitet von Orgelmusik und Gesang geschwenkt wurde.

Am letzten Abend nahmen wir gemeinsam unser Abschiedsabendessen im 1. Stock eines typischen Restaurants in der Altstadt Santiagos ein.

Ehe wir am letzten Tag die Heimreise nach Frankfurt und weiter zu unseren Wohnorten antraten, blieb noch Zeit für letzte Erkundungen der Stadt oder den Besuch des Gottesdienstes. Ich denke, die Gruppe war sich einig, dass die Reise ein voller Erfolg und was ganz Besonderes für jeden Einzelnen von uns war. Ich bin in jedem Fall sehr dankbar für die schöne Erfahrung, die einzigartige Gruppe und dass meine Füße und mein ganzer Körper weitestgehend auch zufrieden waren und mir das Erlebnis ermöglicht haben 😊.

Botafumeiro – das große Weihrauchfass

Jakobsweg mit Scharff Reisen 2024

Diese Reise wird im kommenden Jahr (2024) erneut im April und September angeboten. Bei Interesse können Sie sich gern für einen der beiden Termine vormerken lassen, wir lassen Ihnen dann die in Kürze die fertige Ausschreibung für Ihren gewünschten Termin zukommen.